Hummel – die pelzigen Schwestern der Bienen
Hummeln (Bombus) gehören, ebenso wie Honigbienen, zur Familie der Echten Bienen (Apidae). Falls dich interessiert, wie du Hummeln von Bienen oder Wespen unterscheiden kannst, schau mal hier vorbei.
Hummeln gehören aber anders als Honigbienen zu den Wildbienen und von denen sind sie die größten.
Da Hummeln außerdem zu den Stechimmen gehören, besitzen die weiblichen Tiere am Hinterleib einen Giftstachel. Mit diesem können die sozialen Insekten sich und ihren Hummelstaat verteidigen. Sie leben nämlich in Hummelstaaten zwischen 25 und 600 Tieren – je nach Hummelart. Es gibt allerdings auch Hummelarten, die solitär leben, also allein.
Wie sieht eine Hummel aus?
Wie auch bei anderen Insekten, ist der Körper einer Hummel in Kopf, Vorder- und Hinterleib eingeteilt. Den Vorderleib nennt man auch Thorax und den Hinterleib Abdomen.
Weiter haben Hummeln 6 Beine, zwei Fühler, Facettenaugen, die aus tausenden einzelnen Augen bestehen sowie 4 transparente Flügel und einen Saugrüssel.
Die Hummelkönigin ist je nach Art zwischen 15 und 23mm lang, die Arbeiterinnen und Drohnen zwischen 8 und 21mm. Ihr Saugrüssel ist bei Hummelköniginnen durchschnittlich 13mm lang, bei Arbeiterinnen ca. 12mm und bei Drohnen ca. 10mm. Also ganz schön lang im Vergleich zur Körpergröße!
Hummeln sind außerdem sehr rundlich. Viel rundlicher als z.B. Honigbienen und auch wesentlich stärker behaart. Ihre starke Behaarung schützt sie vor Kälte, weshalb sie auch bei trüberem und kälterem Wetter auf Nahrungssuche sind.
Hummeln sind – das ist wohl ihr auffälligstes Merkmal – mehrfarbig gestreift: Die meisten Arten gelb-schwarz, die Dunkle Erdhummel und die Gartenhummel gelb-schwarz mit weißer Hinterleibsspitze.
Häufig haben Hummeln eine kahle glänzende Stelle am Kopf. Dieser Haarverlust entsteht, wenn der Eingang des Nestes so eng ist, dass die Hummel diesen beim Ein- und Ausgehen immer wieder berührt.
Wie können Hummeln fliegen?
Dir ist bestimmt aufgefallen, dass Hummeln für ihre Körpergröße relativ kleine Flügel haben. Forscher haben sich jahrelang mit der Frage beschäftigt, wie Hummeln mit diesen kleinen Flügeln überhaupt fliegen können:
Die Lösung liegt in der Beschaffenheit ihrer Flügel und der Weise, wie Hummeln fliegen. Die Hummelflügel sind nämlich flexibel und besitzen sogar, was unter Insekten einzigartig ist, ein kleines Gelenk mitten im Flügel, welches sie noch biegsamer macht. Die Hummel schlägt außerdem mit ihren Flügeln nicht einfach auf und ab, sondern rotiert sie in Kreisbewegungen – und das bis zu 200Mal in der Minute. Eine weitere Besonderheit: Sie kann mit ihren Flügeln zeitlich versetzt schlagen. Dadurch erzeugt sie kleine Luftwirbel oder auch Tornados: Ein Unterdruck entsteht, der die Hummel quasi nach oben saugt. Auf diese Weise kann die Hummel fliegen, auch wenn sie sich mit Nektar den Bauch vollgeschlagen und ihr Gewicht damit auf ca. 2g verdoppelt hat.
Können Hummeln stechen?
Wusstest du, dass Hummeln auf Grund ihres rundlichen Aussehens als gemütlich und friedfertig gelten? Das ist auch der Grund dafür, dass sich das Gerücht, Hummeln könnten nicht stechen, sehr weit verbreitete. Denn weibliche Hummeln können stechen, ebenso wie Bienen oder Wespen. Dennoch zeigen sie sich dem Menschen gegenüber weit weniger aggressiv als Bienen oder Wespen.
Im Gegensatz zu Bienen können Hummeln, genau wie Wespen, mehrmals stechen, da ihr Stachel keine Widerhaken aufweist. Daher sterben sie nicht, nachdem sie zugestochen haben.
Bevor Hummeln allerdings zustechen, signalisieren sie ihre Angriffsbereitschaft. Dies geschieht z.B. im Kampf um einen Nistplatz, indem Hummeln ihr mittleres Bein in Richtung des Angreifers anheben. Bei stärkerer Bedrohung strecken sie dem Angreifer ihren Stachel entgegen und brummen laut. Auf diese Weise signalisieren sie, dass sie im Falle eines Angriffs bereit sind, zuzustechen oder auch zu beißen.
Für den Menschen ist ein Stich in der Regel nicht gefährlich. Er schmerzt lediglich und es kann zu Rötungen und Schwellungen kommen. Für Allergiker kann es allerdings gefährlich werden, wenn sie eine (schwere) allergische Reaktion erleiden.
Wo leben Hummeln?
Hummeln gibt es mit Ausnahme von Australien und südlich der Sahara in Afrika auf der ganzen Welt. Die ca. 250 bekannten Hummelarten weltweit besiedeln vor allem die gemäßigteren und kühleren Regionen der Nordhalbkugel.
In Europa leben rund 70 Arten, ungefähr 36 von ihnen auch in Deutschland. Zu den häufigsten Arten, die dir in unseren Gärten und auf Wiesen begegnen können, gehören die Erdhummeln, die Gartenhummel, Ackerhummel, Steinhummel sowie die Wiesenhummel. Eine Übersicht der häufigsten Hummelarten in Deutschland findest du hier.
Sind Hummeln vom Aussterben bedroht?
In ihrer Gesamtheit betrachtet sind Hummeln derzeit zwar nicht vom Aussterben bedroht. Allerdings werden Hummeln immer seltener. Dies liegt daran, dass sie immer weniger Nistmöglichkeiten finden. Deshalb befinden sich in Deutschland aktuell 16 Arten auf der roten Liste der bedrohten Tierarten, darunter z.B. die Feldhummel, Sandhummel oder Kuckuckshummel. In einigen Teilen Deutschlands, wie z.B. Nordrhein-Westfalen, sind auch bereits manche Arten ausgestorben.
In Deutschland sind Hummeln deshalb, genau wie Hornissen, Wespen oder andere Wildbienen durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Hummeln sind nämlich sehr wichtig für unsere Umwelt: Sie zählen neben Honigbienen und Fliegen zu den wichtigsten Bestäuberinsekten unserer Welt. Dabei sind es vor allem ihr Fleiß, ihre Widerstandsfähigkeit bei schlechtem Wetter sowie ihre dichte Behaarung, die sie zu einzigartigen und sehr guten Bestäubern und damit auch für uns und unsere Umwelt sehr wichtig machen.
Hummeln sind auch bei Kälte und Nässe fleißig
Während Honigbienen sich noch bei bis zu 10°C in ihrem Bienenstock aneinander kuscheln und warmhalten, um nicht zu erfrieren, sind Hummeln bereits bei sehr niedrigen Temperaturen im Jahr unterwegs: Hummelköniginnen beginnen schon bei 2°C herumzufliegen und ihrer Mission „Nistplatzsuche“ nachgehen, ihre Arbeiterinnen benötigen 6°C, um nicht zu erfrieren.
Auch wenn das Wetter regnerischer oder trüb sein sollte: Hummeln fliegen bis zu 18 Stunden am Tag auf der Suche nach Nahrung herum und bestäuben Pflanzen. Dabei bestäubt eine einzige Hummel ca. 1000-4000 Blüten am Tag, das ist deutlich mehr als eine Biene schafft.
Das frühzeitige Ausfliegen im Jahr ist vor allem sehr wichtig für Pflanzen, die die ersten zarten Sonnenstrahlen im Winter und Temperaturen über 0°C nutzen, um zu wachsen und zu blühen – sogenannte Frühblüher.
Wie du Hummeln helfen kannst
Wenn du eine Hummel siehst, die erschöpft oder sogar tot wirkt, löse einen halben Teelöffel Zucker in etwas lauwarmem Wasser auf und biete es der Hummel an. Lebt sie noch, wird sie die Futterquelle dankend annehmen. Dies gilt vor allem an sehr heißen Tagen und im Frühjahr. Dann sind die gerade erst aus der Winterruhe erwachten Hummelköniginnen sich noch erschöpft und auf die Suche nach einem Nistplatz für ihr Volk.
Auch eine Insektentränke, also eine Schale mit etwas Wasser und Zweigen oder Steinen zum Herausklettern ist an heißen Tagen bei allerlei Insekten sehr willkommen.
Du kannst auch im sehr zeitigen Frühjahr einen Hummelkasten aufstellen. Auf diese Weise bietest du einer Hummelkönigin einen Nistplatz für ihr Volk. Hummelkästen gibt es im Baumarkt oder Internet zu kaufen oder du baust (mit deinen Eltern) selbst einen.
Außerdem kannst du Wildpflanzen im Garten oder Topf aussäen. Die haben nämlich reichlich Nektar und sind eine gute Energiequelle für Hummeln. Sofern die richtigen, nämlich heimische Pflanzen ausgesucht wurden, bietest du Wildbienen eine gute Nahrungsgrundlage. Dabei sollte man darauf achten, dass von März bis Oktober immer irgendetwas blüht.
Es eignen sich z.B. der Natternkopf, Krokusse, Mauerpfeffer, Löwenmäulchen, Ehrenpreis, Löwenzahn, Malve, Schlüsselblumen, Blaunesseln, Bartblumen, Königskerzen, Kornblumen, Klatschmohn sowie Wiesensalbei und Oregano.
Aber auch Sträucher und Gehölze wie Azaleen, Wildrosen, Ginster, Weiden, Himbeeren oder Holunder stellen gute Nahrungsquellen dar.
Was du nicht tun solltest
In den letzten Jahren greifen Obst- und Gemüsebauern zur Bestäubung ihrer Nutzpflanzen vermehrt auf den Einsatz von gezüchteten Hummelvölkern. Als Privatmensch solltest du aber davon absehen, dir ein solches Hummelvolk in den eigenen Garten zu holen – so schön der Gedanke auch sein mag.
Ihre Zucht in Massentierhaltung verursacht einen enormen CO²-Ausstoß, sie bergen oft die Gefahr Krankheiten einzuschleppen, weil sie oft im Ausland gezüchtet werden, und sie stehen in Nahrungskonkurrenz mit unseren einheimischen Hummeln.
Im Garten sollte außerdem auf große versiegelte Steinflächen verzichtet werden. Sie sind zwar pflegeleicht, stellen aber eine Steinwüste für Hummeln und andere Insekten dar.
Die Versiegelung großer Flächen sorgt nicht nur dafür, dass die Sauerstoffproduktion durch weniger Pflanzen abnimmt, sondern auch, dass es zu weniger Kühlung im Sommer kommt, da sich die Steine aufheizen und Wärme speichern.
Der Hummeleinsatz durch den Menschen
Hummeln fliegen im Vergleich zu Bienen viele verschiedene Pflanzen und Bäume an, sodass es zu einer starken Kreuzbestäubung kommt. Manche Nutzpflanzen, wie z.B. Tomaten, werden allein von Hummeln bestäubt, von Honigbienen dagegen nicht. Dies und ihr eben schon genannter Fleiß machen sie bei Obst- und Gemüsebauern zu sehr attraktiven Bestäuberinsekten. Deshalb werden seit den 1980er Jahren Hummelvölker künstlich gezüchtet, um sie auf Plantagen, in Gewächshäusern oder Folientunneln einzusetzen.
So können beispielsweise Tomaten von März bis Oktober unter Glas gezogen werden.
Die wichtigste Unterart stellt dabei die Dunkle Erdhummel dar.
Was fressen Hummeln?
Hummeln sammeln Pollen und Nektar, aus dem sie auch geringe Mengen an Honig herstellen. Hummeln machen also auch Honig aus Nektar und körpereigenen Enzymen, um ihren Nektar haltbar zu machen.
Da aber einzig die befruchteten Hummelköniginnen überwintern, legen sie keine großen Vorräte an. Für den Menschen ist der Honig der Hummeln deshalb nicht interessant.
Den Honig bewahren Hummeln in Honigtöpfchen in der Nähe des Eingangs auf.
Generell gibt es bei der Aufbewahrung ihrer Nahrung zwei unterschiedliche Arten: Die einen lagern Pollen und Nektar in ausgedienten Brutzellen, die parallel zur Nestentwicklung (wenn das Nest durch immer mehr Zellen größer und kugeliger wird) verlängert werden. Eine einzelne Zelle kann so über 5cm lang werden. Hummeln, die diese Art der Aufbewahrung nutzen, werden Pollenstorer (Pollen-Aufbewahrer) genannt.
Pocketmaker (Taschen-Macher) dagegen werden Hummeln genannt, die um Brutzellen herum kleine Taschen anlegen, in denen sie Pollen lagern. Bei ihnen wird der Nektar in Tönnchen in der Nähe des Nesteingangs aufbewahrt.
Wie sammeln Hummeln Nektar und Pollen?
Bei Hummeln gibt es kurz- und langrüsselige Arten. Beide haben Techniken entwickelt, um möglichst schnell an Nektar und Pollen zu kommen. Die kurzrüsseligen Arten beißen häufig Löcher in Blüten, die sonst für sie zu tief wären, um an den Nektar zu gelangen.
Arten mit einem langen Saugrüssel ist es dagegen möglich, auch den Nektar besonders tiefkelchiger Blüten zu erreichen.
Hummeln scheuen sich aber auch nicht, in tiefe Blüten hineinzuklettern: Die Eisenhuthummel ernährt sich beinahe ausschließlich vom Nektar des Eisenhuts. Um an diesen zu gelangen, klettert sie in seine tiefen Blüten. Dabei bleibt der Eisenhutpollen an ihr haften, sodass sie nachfolgende Blüten bestäuben kann. Die Eisenhuthummel ist aber auch die einzige Hummelart, die den Eisenhut bestäubt. Beide können daher ohneeinander nicht existieren. Diese Wechselbeziehung und die gegenseitige Abhängigkeit nennt man Symbiose.
Ganz gleich, auf welche Weise eine Hummel eine Blüte bestäubt oder sich ihren Nektar holt: Hummeln sind sehr intelligent. Sie lernen vom Beobachten anderer Hummeln und durch Übung. Dabei zeigt sich, dass es Hummeln gibt, die sehr schnell lernen und andere wiederum nicht.
Warum brummen Hummeln?
Sicher hast du dich schon einmal gefragt, warum Hummeln brummen. Neben dem Summen, wenn sie fliegen, brummen Hummeln auch in Blüten. Damit haben sie eine Technik entwickelt, um möglichst viel und vor allem schwer erreichbaren Pollen zu sammeln: Das Vibrationssammeln. Diese Technik beherrschen Hummeln übrigens von Geburt an und müssen sie nicht erlernen, nur mit der Zeit verbessern.
Beim Vibrationssammeln hängt eine Hummel in einer Blüte und vibriert gut hörbar und deutlich höher als beim Fliegen mit ihrer Flügelmuskulatur. Die Vibration löst reichlich Pollen, der auf die Hummel rieselt und in ihrem Haarkleid hängen bleibt. Aus diesem Grund und weil sie so stark behaart ist hat eine einzelne Hummel auch eine bessere Bestäubungsleistung als eine Honigbiene: Mehr Pollen im Haarkleid bedeutet gleichzeitig auch mehr Pollen zum Bestäuben. Dies machen Honigbienen durch die Größe ihres Volkes aber wieder wett.
Durch das Vibrationssammeln sind Hummeln auch im Gegensatz zu Honigbienen in der Lage, Tomatenpflanzen zu bestäuben: Deren Staubbeutel haben nämlich nur winzige Öffnungen, durch die der Pollen erst hinausrieselt, wenn die Hummel vibriert.
Auch Erbsen, Ackerbohnen oder Rotklee sind auf die Bestäubung durch Hummeln angewiesen.
Hat eine Hummel nun Pollen in ihrem Haarkleid gesammelt, bürstet sie ihn anschließend im Flug zusammen, vermengt ihn mit ein wenig Nektar und drückt ihn eine sehr behaarte Vertiefung an ihren Hinterbeinen, das sogenannte Körbchen. Im Nest werden die „Pollenhöschen“ an den Behältern für Pollen im Ganzen abgestreift und mit dem Kopf festgedrückt.
Wie kommunizieren Hummeln?
Hummeln tanzen im Gegensatz zu Honigbienen nicht, wenn sie anderen Arbeiterinnen von einer guten Futterquelle berichten wollen. Sie übermitteln solche Informationen, indem eine zurückgekehrte Sammelhummel sich sehr auffällig und hektisch verhält. Durch ihre hektischen Bewegungen zieht sie die Aufmerksamkeit anderer Hummeln auf sich und verströmt gleichzeitig Duftstoffe der besuchten Futterquelle. Auf diese Weise erfahren andere Sammlerinnen, nach was für einer Art Blüte sie suchen müssen. Über Richtung und Entfernung erhalten sie keinerlei Informationen.
Die Hummelkönigin sucht einen Nistplatz
Wenn wir aufmerksam sind, können wir im Frühjahr zwischen Februar und April, wenn die Temperaturen langsam auf 2°C steigen, die ersten Hummeln im Jahr beobachten. Sie krabbeln aus Laubhaufen, aus der Erde oder aus Moosschichten heraus und machen sich auf den Weg, die ersten Blüten aufzusuchen und sich für ihre kommende Aufgabe zu stärken: Einen Nistplatz für ihr Volk suchen.
Bei einer solchen Hummel, die im Frühjahr aus der Winterruhe erwacht, handelt es sich um eine im Vorjahr befruchtete Hummelkönigin. Sie ist im vorigen Spätsommer geschlüpft, hat sich noch einmal richtig mit Nektar und Pollen gestärkt und dann in ihre Winterruhe begeben.
Um nun einen geeigneten Platz zur Gründung ihres Volkes zu finden, begibt sie sich auf eine oft kilometerlange Reise, die viele von ihnen auch nicht überleben. Nur ca. 3 von 100 Jungköniginnen schaffen es, ein Hummelvolk zu gründen.
Bei ihrer Suche hält sie nach verlassenen Mäuselöchern, Vogelnestern oder hohlen Baumstämmen Ausschau.
Gar nicht mehr gemütlich und friedlich, sondern entschlossen und angriffsbereit zeigt sich die Hummelkönigin in Kämpfen um ein potentielles Nest. Dabei nimmt sie es auch mit so manch größerem Feind wie einem Vogel oder einer Maus auf. Die sehen die Hummel nämlich als ebenbürtigen Gegner an, weil ein Biss oder Stich der Hummel für sie lebensgefährlich sein kann. Ein Kampf kann daher für beide Seiten tödlich enden.
Ein Hummelstaat entsteht
Hat die Hummelkönigin einen Nistplatz für ihr Volk gefunden, beginnt sie sofort, ein Honigtöpfchen anzulegen. Das ist ein kugelförmiges Töpfchen aus Wachs, welches sie mit Honig füllt – ein Nahrungsvorrat, wenn das Wetter selbst für sie mal zu schlecht sein sollte oder sie ihre Brut wärmen und nicht verlassen kann.
Rund um das Honigtöpfchen formt die Hummelkönigin kleine Näpfchen aus Wachs. Das Wachs dafür scheidet sie sowie die späteren Arbeiterinnen an der Unterseite ihres Hinterleibs aus. Insgesamt werden die Näpfchen zu einem aufrechten lockeren Haufen angeordnet. Den Brutbereich isoliert die Königin mit einer Schicht aus Gras, Moos, Stroh und Haaren, die mit Wachs verklebt wird. Später werden die Arbeiterinnen sie immer wieder erneuern. So kann eine konstante Nesttemperatur von ca. 30-33°C aufrechterhalten werden.
Waben, so wie Bienen, bauen Hummeln übrigens nicht.
In die Näpfchen oder Brutzellen legt die Königin nun Bienenbrot. Dies besteht aus zusammengepressten Pollen und Nektar. Darauf legt sie dann die ersten Eier, 5-15 pro Näpfchen.
Die Brutpflege der Hummelkönigin ist besonders fürsorglich: Sie prüft jedes einzelne Ei auf Schäden, bevor sie das Näpfchen anschließend verschließt. Damit ihre Brut es bei bis zu 38°C mollig warm hat, wärmt sie ihre Brut immer wieder aktiv durch Ankuscheln – Einzigartig im Insektenreich!
Die ersten Hummeln schlüpfen
Ein paar Tage nach der Eiablage, schlüpfen schon die ersten Larven, um die sich die Königin selbst kümmert. Für die Fütterung muss sie die Näpfchen immer wieder aufbeißen und anschließend wieder verschließen. – ein anstrengender Job! 10 Tage nach der Eiablage verpuppen sich die Larven, sie sind nun bereit für ihre Metamorphose, d.h. ihre Verwandlung von einer Larve zu einer richtigen Hummel mit Flügeln.
In dieser Zeit verlässt die Hummelkönigin das Nest auch noch einige Male, um Nektar und Pollen zu sammeln und legt weitere Eier.
Nach rund 20 Tagen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Weil die Hummelkönigin fortwährend im Hummelnest Pheromone (Duftstoffe) verströmt, sorgt sie dafür, dass nur Arbeiterinnen schlüpfen. Arbeiterinnen, die friedlich und genügsam ihrer Arbeit nachgehen und keine Eier legen.
Nun beginnt das Hummelvolk zu wachsen.
Wie verteilen sich die Aufgaben bei Hummeln?
Die Arbeiterinnen übernehmen fortan den Bau weiterer Näpfchen und die Brutpflege der nächsten Generation, erst wenn die sich verpuppen, begeben sie sich auf Nahrungssuche.
Die Hummelkönigin konzentriert sich jetzt hauptsächlich auf die Eiablage, hilft ihren Arbeiterinnen aber im Gegensatz zu einer Bienenkönigin, wenn sie ihre Unterstützung benötigen. Nun wird sie das Hummelnest bis zu ihrem Lebensende nicht mehr verlassen.
Dann werden die Aufgaben neu verteilt:
Es gibt Stockhummeln, die ihr ganzes Leben lang das Hummelnest nicht verlassen. Sie putzen und bauen die Näpfchen und pflegen die Larven. Dabei müssen sie die Brutzellen bei jeder Fütterung aufbeißen und anschließend wieder verschließen. Ungefähr eine Woche nach der Eiablage erhält jede Larve eine Einzelzelle mit einem „Fenster“, durch das die Fütterung leichter fällt.
Sammelhummeln dagegen sind für die Nahrung zuständig. Zwei Tage nach ihrem Schlupf, wenn ihre Warnstreifen sich vollständig ausgebildet haben – Hummeln sind nämlich bei ihrem Schlupf blass und feucht -, fliegen sie aus, um Nektar und Pollen zu sammeln.
Eine weitere Aufgabe gibt es allerdings noch: Das Putzen und Pflegen der Hummelkönigin. Dies übernehmen die Hofdamen. Sie haben nach der Königin den höchsten Rang im Hummelstaat.
Wie groß ist ein Hummelvolk?
Im Sommer kann die Größe eines Hummelvolkes je nach Art unter optimalen Bedingungen auf ca. 600 Tiere wachsen. Bei manchen Arten dagegen bleibt das Volk dauerhaft mit nur ca. 25 Tieren sehr klein.
Für die Sauberkeit im Hummelnest sorgen übrigens Milben, die den Kot der Hummeln verwerten.
Den Schwarmtrieb, wie bei Honigbienen, gibt es bei Hummelvölkern nicht.
Das Volk der Hummelkönigin Volk befindet sich zwischen Juni und Juli auf seinem Höhepunkt, die Honigtöpfe sind so voll wie noch nie. Aber ab Juli stellt die Hummelkönigin das Verströmen ihrer Pheromone ein. So läutet sie das Ende ihres Volkes ein: Ab jetzt schlüpfen keine Arbeiterinnen mehr aus ihren befruchteten Eiern, sondern Jungköniginnen. Die Tage ihres Hummelvolkes sind gezählt. Durch die fehlenden Pheromone beginnen die Hofdamen die Hummelkönigin anzugreifen, bis sie sie schließlich vertreiben oder sogar töten. Nun beginnen die Arbeiterinnen selbst, unbefruchtete Eier zu legen und die ihrer Schwestern aufzufressen – Das Ziel: Drohnen aufziehen, die dann eine Königin befruchten.
Beide, sowohl Drohnen als auch Jungköniginnen verbleiben nur kurze Zeit im Nest, bevor sie dieses zum Zwecke der Fortpflanzung für immer verlassen. Nach 3-4 Wochen sterben auch die letzten Arbeiterinnen.
Die Paarungszeit
Da Drohnen genau wie Arbeiterinnen nur wenige Wochen leben, ist für sie nun Eile geboten: Sie müssen jetzt Ausschau nach Jungköniginnen halten, um diese zu befruchten.
Im Gegensatz zu den Drohnen der Honigbiene sind Drohnen der Hummeln in der Lage, sich mehrmals zu paaren. Deshalb stellt sich Wissenschaftlern die Frage, warum es bei den meisten Hummelarten rund 7x mehr Drohnen als Jungköniginnen gibt – die paaren sich nämlich meist nur ein einziges Mal.
Aber auch die Frage, wie Drohnen und Jungköniginnen überhaupt zueinander finden, ist noch nicht ganz geklärt: Charles Darwin beschrieb einst, wie er unterschiedliche Drohnen der Gartenhummel dabei beobachtete, wie sie ein und dieselbe Strecke abflogen und an bestimmten Stellen alle 5-10m Halt machten und brummten. Dieses Verhalten wurde auch für die Dunkle Erdhummel sowie die Steinhummel beschrieben. Es wird davon ausgegangen, dass die Drohnen Pheromone an den „Brummplätzen“ hinterlassen, die die Jungköniginnen anlocken. Drohnen, die diese Plätze immer wieder abfliegen, haben eine größere Chance, auf eine Hummelkönigin zu treffen und sich fortzupflanzen.
Die Paarung selbst kann 30 Minuten oder sogar noch länger andauern. Danach macht sich die befruchtete Königin zeitnah auf die Suche nach einem geeigneten Platz zur Überwinterung. Die Drohne wird im Alter von 3-4 Wochen sterben.
Wie überwintern Hummeln?
Bei Hummeln überwintern einzig die befruchteten Hummelköniginnen. Im Gegensatz aber zu Bienenköniginnen, sind sie auf sich allein gestellt, auch wenn mehrere Hummeln häufiger in unmittelbarer Nähe zueinander überwintern.
Um den Winter daher zu überstehen, frisst eine junge Hummelkönigin noch einmal ordentlich Nektar, bis ihr Magen gefüllt ist. Für ihr Winterquartier sucht sie sich lockeren Boden, mit Laub oder Moos. Außerdem ist er in der Regel absonnig, d.h. mit nord-westlicher Ausrichtung. Der Grund dafür ist, dass zu starker Sonnenschein im Spätwinter die Erde zu früh erwärmen und die Hummelkönigin zu früh aus ihrer Winterruhe erwachen würde. Anschließend würde sie verhungern, weil noch nicht ausreichend Blüten vorhanden sind.
Wenn sie einen solchen Platz zum Überwintern gefunden hat, vergräbt sie sich in 5-15cm Tiefe in der Erde. Dies kann auch schon im Juli oder August der Fall sein.
Sinken nun im Herbst und Winter die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, produziert der Körper der Hummelkönigin eine Art Frostschutzmittel (Glykol), damit sie auch bei Minusgraden nicht erfriert.
Im Frühjahr gräbt sich die Hummelkönigin nach einer bis zu 8 Monate langen Winterruhe wieder ihren Weg hinaus und sucht sich, wie weiter oben beschrieben, einen geeigneten Nistplatz, um ein neues Volk zu gründen. Je nach Hummelart geschieht dies zwischen Ende Februar und April. Damit beginnt der Kreislauf von Neuem.
Feinde und Bedrohungen
Zu den natürlichen Feinden der Hummel gehört die Wachsmotte. Sie kann mit ihrer Brut ein ganzes Hummelvolk auslöschen! Die Wachsmotte dringt – angelockt vom Pollenduft – in das Hummelnest ein und legt dort ihre Eier. Aus diesen schlüpfen nach kurzer Zeit Larven, die sich von den Brutzellen samt Eiern und Brut ernähren. Dabei schützen sie sich durch eine Schutzschicht aus zähem Gewebe, eine Art Spinnennetz, vor den ausgewachsenen Hummeln. Der Nachwuchs der Hummeln bleibt aus und nach ca. 3-4 Wochen ist der gesamte Hummelstaat zerstört.
Eine Bedrohung für eine einzelne Hummeln stellt die Große Wollbiene dar: Die Männchen dieser Art verteidigen ihr Revier gegen eindringende Hummeln (und auch Bienen). Dabei fliegen sie auf diese zu und krümmen kurz vor dem Zusammenprall ihren mit fünf Dornen bewehrten Hinterleib nach vorne. Auf diese Weise beschädigen sie die Flügel ihrer Gegner, sodass die flugunfähig werden und anschließend deshalb verhungern.
Auch die Brut der Bienenameise wird in Brutzellen in Hummelnestern gelegt. Dort ernährt sie sich von der Hummelbrut, doch ein Befall durch Bienenameisen führt nicht zwangsläufig wie bei der Wachsmotte zum Aussterben des gesamten Volkes.
Der Bienenfresser, das ist einer der buntesten Vögel Europas, ernährt sich von Hummeln. Geschickt fängt er sie und zerquetscht sie, um das Gift aus ihnen herauszudrücken. Auf diese Weise werden die auch für ihn sonst giftigen Hummeln genießbar.
Aber neben den natürlichen Feinden stellt auch der Mensch eine Bedrohung für Hummeln dar: Durch die Zucht künstlicher Hummelvölker verdrängt er möglicherweise Wildvölker, auch der großflächige Pestizideinsatz ist ein Problem sowie Monokulturen, die immer ausschweifendere Landwirtschaft und die immer stärke zunehmende Bebauung und Flächenversiegelung.
Ein besonderer Feind: Die Kuckuckshummel
Neben den Hummelarten, die in Hummelstaaten mit einer Königin, Arbeiterinnen und Drohnen leben, gibt es auch Arten, die dies nicht tun. Diese Arten werden Kuckucks- oder Schmarotzerhummeln genannt. Ihre Staaten bestehen aus Vollweibchen, also Weibchen, die Eier legen können (in normalen Hummelstaaten Königinnen genannt) und Drohnen. Arbeiterinnen, also die Hummeln, die Nahrung sammeln und sich auch um den Nachwuchs kümmern, fehlen in diesen Völkern. Aus diesem Grund machen sich Kuckuckshummeln die Hummelstaaten und die Organisation sozial lebender Hummelarten zu Nutze: Indem eine weibliche Kuckuckshummel in ein bereits bestehendes Nest eindringt, um dort die Hummelkönigin zu töten oder zu vertreiben, nimmt sie den Hummelstaat ein. Danach beginnt sie, ihre Eier in die vorhandenen Brutwaben zu legen und ihre Brut von den Arbeiterinnen des eingenommenen Volkes aufziehen zu lassen. Die ausgewachsenen Kuckuckshummeln wiederum beteiligen sich weder an der Nahrungssuche, noch an der Brutpflege. Sie fliegen zur Paarung aus und überwintern.
Wissenschaftlicher Name | Bombus |
Klasse | Insekten |
Ordnung | Hautflügler |
Unterordnung | Taillenwespen |
Familie | Echte Bienen (Apidae) |
Unterfamilie | Apinae |
Gattung | Hummeln (Bombus) |
Arten | Dunkle Erdhummel, Große Erdhummel, Ackerhummel, Gartenhummel uvm. |
Verbreitungsgebiet | gemäßigtere und kühlere Regionen der Nordhalbkugel (Europa, Asien, Amerika) |
Größe | Je nach Art: 15-23mm (Königin), 8-21mm (Arbeiterin, Drohne) |
Gewicht | ca. 1g |
Lebensdauer | ca. 1 Jahr (Königin), 3-4 Wochen (Arbeiterin, Drohne) |
Geschwindigkeit | ca. 20 km/h |
Merkmale | plüschige Behaarung, gestreift |
Ernährung | Nektar, Pollen |
Feinde | Vögel, Mensch, Pestizide, andere Insekten |