Wespe – die aggressive Angreiferin?
Wespen (Vespula) gehören zu den geflügelten Insekten, die uns an heißen Tagen im Sommer nicht selten in Panik versetzen können. Der Grund: Wespen gelten als aggressiv und haben einen Stachel, mit dem sie ohne Grund und Vorwarnung zustechen und das sogar mehrmals! Ihr schlechter Ruf eilt ihnen voraus.
Aus diesem Grund wollen wir uns die Unterfamilie der Echten Wespen (Vespinae) einmal genauer anschauen: Sind Wespen wichtig? Machen sie Honig und bestäuben pflanzen? Stimmen die Vorurteile und sind Wespen wirklich aggressiv? All diesen und noch mehr Fragen wollen wir nun auf den Grund gehen – und vielleicht ihren Ruf ein wenig verbessern.
Was sind Echte Wespen?
Die Echten Wespen sind eine Unterfamilie der Faltenwespen. Da sie einen Stachel besitzen, nennt man sie auch Stechimmen, zu denen auch Hummeln, Hornissen, Honigbienen und sogar Ameisen gehören.
Weltweit gibt es ca. 60 Arten Echter Wespen, die sich in drei Gattungen aufteilen: Langkopfwespen, Kurzkopfwespen und Hornissen.
Ihre typischen Merkmale sind ihr schlanker und schmaler Körperbau, ihre Haarlosigkeit, ihre Mandibeln (Mundwerkzeuge) sowie ihre charakteristische (meist) gelb-schwarze Färbung und die Wespentaille zwischen Thorax und Abdomen.
Ihr schlanker und wendiger Körper macht sie übrigens zu den wesentlich schnelleren Fliegern als ihre pelzigen Schwestern die Hummeln. Wenn du wissen möchtest, wie Hummeln es schaffen zu fliegen, klicke hier.
Im Folgenden wollen wir uns beispielhaft die beiden in Staaten lebenden Arten Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und Deutsche Wespe (Vespula germanica) näher anschauen. Sie gehören beide zu den Kurzkopfwespen. Den Namen “Kurzkopfwespen“ erhielt diese Gattung, weil der Abstand zwischen ihren Mandibeln und ihren Augen sehr gering ist. Dadurch haben sie keine Wangenpartie im Gegensatz zu den Langkopfwespen.
Wie sieht eine Wespe aus?
Wespen weisen wie alle Insekten eine Dreiteilung ihres Körpers in Kopf, Thorax (Brust) und Abdomen (Hinterleib) auf. Außerdem haben sie zwei Fühler, 6 Beine sowie 4 durchsichtige Flügel und zwei große, längliche Facettenaugen, drei kleinere Punktaugen auf ihrer Stirn und sind beinahe unbehaart.
Die Vespinae zeichnen sich zum einen durch ihre kontrastreiche gelb-schwarze Färbung aus, die auch Warntracht genannt wird. Diese Signalfarben tragen Wespen nämlich, um Fressfeinde schon von Weitem zu warnen. Ein möglicher Angreifer weiß sofort, dass sich mit einer Wespe ein wehrhafter Feind nähert, den man besser nicht angreift.
Andere Insekten, wie z.B. die Schwebfliege, imitieren die gelb-schwarze Warntracht der Wespen, um Fressfeinde abzuschrecken. Diese Imitation nennt sich Mimikry.
Zum anderen zeichnet Echte Wespen der starke Einschnitt zwischen Thorax und Abdomen aus, die Wespentaille.
Einen Hinweis auf ihre Ernährung geben ihre Mandibeln: Im Gegensatz zu Honigbienen oder Hummeln haben Echte Wespen nämlich keinen Saugrüssel, sondern Beißwerkzeuge.
Arten der Vespinae
Zu den Arten zählen neben den bereits erwähnten Arten Gemeine Wespe und Deutsche Wespe auch die sehr gefürchtete und weitaus größere Hornisse sowie z.B. die Waldwespe oder Waldkuckuckswespe.
Den drei erstgenannten Arten ist gemeinsam, dass sie in Staaten leben und dass (in unseren Breitengraden) nur die befruchteten Jungköniginnen überwintern. Der Rest eines Volkes, also die alte Wespen- oder Hornissenkönigin, die Arbeiterinnen sowie die Drohnen, stirbt jeweils immer im Herbst.
Die Deutsche Wespe
Die Deutsche Wespe (Vespula germanica) nistet meist unterirdisch in Mäuse- oder Maulwurfslöchern. Erkennbar ist sie an einer gelben Stelle mit drei schwarzen Punkten zwischen ihren Augen.
Ein Volk der Deutschen Wespe kann aus bis zu 10.000 Wespen bestehen, meist sind es aber „nur“ rund 3000-4000. Dabei sind die nur 12-16mm kleinen Arbeiterinnen zahlenmäßig am meisten vertreten. Eine Königin kann bis zu 20mm groß werden. Sowohl Arbeiterinnen als auch die Königin haben einen Stachel, die männlichen Drohnen nicht.
Das Nest der Deutschen Wespe besteht aus einer gräulich gefärbten papierartigen Masse, welche die Wespen aus altem, oberflächlich verwittertem Holz (z.B. von Weidepfählen oder Holzzäunen) selbst herstellen. Durchschnittlich erreichen ihre Nester einen Durchmesser von ca. 50cm, aber es gibt auch Nester mit einem Umfang von 2m.
Ihre Ernährung besteht auf der einen Seite aus Fleisch (Fliegen, Mücken, Spinnentiere oder Raupen und Aas) und auf der anderen Seite aus Pflanzlichem (Obst, süße Säfte).
Die Gemeine Wespe
Die Gemeine Wespe wird auch Gewöhnliche Wespe oder auf lateinisch Vespula vulgaris genannt.
Unterscheiden kannst du sie von der Deutschen Wespe durch einen Fleck zwischen ihren Augen, der aussieht wie ein Anker. Auch auf dem Thorax hat sie 4 schwarze Flecken und an der Seite je einen gelben Streifen.
Mit bis zu 23mm wird eine Wespenkönigin dieser Art etwas größer als die der Deutschen Wespe, ihre Arbeiterinnen aber sind vergleichsweise klein mit 11-14mm.
Auch bei dieser Wespenart wird ein Volk im Frühjahr von einer befruchteten Jungkönigin begründet, entweder unterirdisch in verlassenen Mäusenestern oder anderen Erdhöhlen oder oberirdisch in versteckten Hohlräumen wie z.B. Baumstümpfen. Für den Nestbau verwendet die Gemeine Wespe morsches Holz, beispielsweise verrottende Baumstämme oder Äste, weshalb das Nest eine hell-beige gefärbt ist.
Die ausgewachsenen Tiere der Gemeinen Wespe ernähren sich hauptsächlich pflanzlich (Nektar, Honigtau, reifes Obst). Ihre Larven dagegen werden mit Fleisch (Insekten, Spinnentiere, Aas) gefüttert.
Die Hornisse
Du hast nun schon erfahren, dass Hornissen auch zu den Echten Wespen gehören. Lange Zeit waren sie sehr selten in Deutschland und wurden daher auch auf der Roten Liste als bedrohte Tierart geführt. Deshalb stehen sie auch heute noch unter Naturschutz. Die Bestände der Europäischen Hornisse konnten sich seit den 1970ern wieder erholen. – Warum die Zahlen aber überhaupt sanken und dann wieder stiegen, ist unklar.
Hornissen haben, anders als Wespen, rötlich-braune Stellen an ihrem Kopf und ihrem Thorax. Außerdem sind sie, wie du vermutlich schon weißt, wesentlich größer als Wespen: Die Königin der in Europa lebenden Hornissenart Europäische Wespe kann bis zu 3,5cm groß werden!
Ob Hornissen aber nun gefährlicher oder aggressiver als andere Wespenarten sind, erfährst du, wenn du zum Hornissenartikel rüber springst.
Die Kuckuckswespen
Zu den Kuckuckswespen zählen jene Arten, die sozialparasitär leben. Sozialparasitär bedeutet, dass sich eine von zwei Arten das Sozialsystem einer anderen Art zunutze macht. Im Fall der Kuckuckswespen lassen sie ihren Nachwuchs von jemand anderem großziehen.
Das bedeutet, dass die fruchtbaren Weibchen der Kuckuckswespen kein eigenes Nest gründen, sondern eines einer anderen Wespenkönigin übernehmen. Zu diesem Zweck dringt ein Kuckuckswespenweibchen in ein Wespennest ein. Dort tötet sie die herrschende Wespenkönigin dieses Nestes und nimmt dann ihren Platz ein. Die Arbeiterinnen der getöteten Wespenkönigin kümmern sich fortan um den Nachwuchs ihrer neuen Königin. Damit dies funktioniert, parasitieren Kuckuckswespen immer eine Wespenart, die sehr nah mit ihr verwandt ist. Die Waldkuckuckswespe parasitiert z.B. die Waldwespe.
Wo leben Echte Wespen?
Je nach Art bewohnen Echte Wespen verschiedene Teile der Welt und sind sehr weit verbreitet. Ursprünglich kamen sie nur in Europa, Asien und Nordamerika vor, wurden mittlerweile aber auch nach Südamerika, Australien oder Neuseeland als Neozoen eingeschleppt. (Neozoen sind Arten, die sich in einer Region angesiedelt haben, dort aber eigentlich gar nicht zu Hause sind.)
Die Arten der Vespinae bevorzugen gemäßigtes bis subtropisches Klima. In Europa leben nur ca. 11 Arten, zu denen beispielsweise die Hornisse, die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe gehören.
Wespen als Eindringlinge
Als Neozoen wurden in den 40er Jahren die beiden Kurzkopfwespen-Arten Deutsche Wespe nach Australien und Gemeine Wespe nach Neuseeland eingeschleppt.
Da die Deutsche Wespe äußerst anpassungsfähig ist, verbreiteten sich die Eindringlinge sehr schnell. So konnten nur wenige Jahre später schon ca. 118.000 Wespenköniginnen der Deutschen Wespe in Australien gezählt werden. Ähnlich schnell und weit verbreitete sich auch die Gemeine Wespe auf Neuseeland.
Wespenvölker bestehen auf Neuseeland häufig auch mehrjährig. Die Jungköniginnen bleiben oft im Elternnest und vermehren sich dort, sodass die Völker – zwar in kleinerer Form – im Winter aktiv bleiben. Die Wissenschaft nimmt an, dass dies an den milderen Wintern liegen könnte.
So positiv das nun klingen mag in Zeiten des Insektensterbens: Die Ausbreitung der Deutschen und der Gemeinen Wespe in Australien und Neuseeland hat negative Auswirkungen auf dort lebende Arten wie z.B. die auf Neuseeland beheimatete Papageienart Kaka: Als Nahrung für ihre Brut dient dem Kaka der Honigtau einer speziellen Blattlausart, ebenso wie den Wespen. Diese Nahrungskonkurrenz hätte die Papageienart beinahe ausgerottet.
Das Wespennest
Bis auf wenige Ausnahmen leben alle Arten der Echten Wespe sozial, d.h. in Staaten.
Ihre Nester bauen sie aus einer papierartigen Masse. Diese stellen sie aus morschem, trockenem Holz her, indem sie mit ihren Mandibeln kleine Holzstückchen abschaben und zu Brei zerkauen. Mit ihrem Speichel kleben sie den Papierbrei so zusammen, dass Waben entstehen – ein architektonisches Meisterwerk! Die Waben sind immer nach unten hin geöffnet und werden im Nest in waagerechten Etagen angeordnet.
Eine Außenhülle mit kleinem Einflugloch schützt das Nest vor Feinden und gibt neben Ort und Farbe des Nestes Auskunft über die Art, die darin wohnt:
Die Gemeine und die Deutsche Wespe versehen ihre Außenhülle mit halbkreisförmigen Lufttaschen, was aussieht wie eine Art Schuppenmuster. Außerdem sind sie, ebenso wie die Rote Wespe, sogenannte Dunkelhöhlennister: Sie bauen ihre Nester an dunklen Orten, manchmal auch auf Dachböden.
Wie groß wird ein Wespenvolk?
Die meisten Wespenarten in Mitteleuropa kommen nur auf mehrere Hundert Wespen in einem Wespennest.
Ein Wespenvolk der Deutschen Wespe oder das der Gemeinen Wespe dagegen kann zu seinen besten Zeiten bis zu 7000 Tiere umfassen. Durchschnittlich sind es bei diesen beiden Arten ca. 3000-4000 Wespen.
Das Wetter spielt eine entscheidende Rolle, wie groß ein Wespenvolk im Laufe des Jahres wird: Sind die Monate April und Mai sehr nass, feucht und kühl, bilden sich nur recht kleine Wespenstaaten. Ist es im Frühjahr dagegen schon sehr heiß, haben die Wespen eine viel größere Nahrungsgrundlage und können daher auch wesentlich größere Staaten ausbilden.
Wie überwintern Wespen?
Bei den Echten Wespen überwintern wie auch bei den Hummeln und Hornissen einzig die Wespenköniginnen. Sie überwintern allein, indem sie sich vor Kälteeinbruch im Herbst ein geschütztes Versteck suchen. Dies kann z.B. unter morschem Holz, kleinen Hohlräumen, unter Rinden oder Moos sein. Dort fällt die Wespenkönigin in eine sogenannte Winterstarre und überwintert dort allein.
Erst ab Mitte April erwachen die Wespenköniginnen wieder in ihren Verstecken und machen sich sogleich auf die Suche nach Nahrung und einem geeigneten Nistplatz.
Wenn du wissen möchtest, wie unterschiedlich Honigbienen im Vergleich zu Wespen überwintern, schau mal beim Honigbienenartikel vorbei.
Ein Wespennest entsteht
Wenn die Wespenkönigin einen geeigneten Nistplatz für ihr Volk gefunden hat, beginnt sie damit, die ersten sechseckigen Brutzellen zu bauen: Eine in die Mitte und sechs drumherum. Sind diese Zellen fertig, legt sie auch schon ihre ersten Eier ab, die sie mit Spermien aus einer Samentasche befruchtet. In dieser Samentasche trägt sie seit der Paarung im letzten Herbst einen Spermienvorrat mit sich.
Schon bald nach der Eiablage schlüpfen die ersten Larven, um die sich die Wespenkönigin allein kümmert. Sie füttert sie mit einem Fleischbrei aus zerkauten Insekten, die sie neben Wabenbau und Eiablage jagen muss. In diesem Stadium geben die Larven übrigens noch keinen Kot ab, sodass die Wespenkönigin nicht dafür sorgen muss, das Nest sauber zu halten. Im Gegenteil: Die Larven sondern nach der Fütterung eine Art Zuckertropfen ab, der wiederum der Ernährung der Königin dient. Erst wenn ihre Verpuppung kurz bevorsteht, koten die Larven. Mitte bis Ende Mai ist es soweit und die erste Generation der Arbeiterinnen entsteht.
Aufgabenteilung im Wespenstaat
Wie auch bei den restlichen Stechimmen verströmt die Wespenkönigin Pheromone, die dafür sorgen, dass nur unfruchtbare und fleißige Arbeiterinnen schlüpfen.
Wenn dann die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, beginnt die Zeit, in der die Wespenkönigin immer weniger ausfliegt. Fortan widmet sie sich nur noch der Eiablage, bis sie und kurz darauf auch ihr Volk im Herbst sterben, weil der Nachwuchs ausbleibt.
Die Aufgaben Nestbau, Nestsäuberung, Nahrungssuche. Fütterung der Brut sowie der Königin übernehmen die Arbeiterinnen. Die machen auch den Großteil eines Wespenvolkes aus, auch wenn sie nur ca. 12-22 Tage (je nach Wespenart) lang leben. Auch ihre Aufgabe: Beginnt das Wespenvolk zu wachsen, muss auch die Außenhülle mitwachsen. Die Arbeiterinnen müssen sie also immer wieder öffnen und erweitern, um neue Waben anbauen zu können.
Wespenköniginnen und Drohnen
Die männlichen Drohnen sowie Jungköniginnen schlüpfen erst ab Mitte August, wenn die Königin aufhört, Pheromone zu verströmen.
Die Jungköniginnen werden rund ein Jahr alt, wenn sie befruchtet werden und es schaffen, im Folgejahr ein neues Volk in einem neuen Nest zu gründen. Ein Wespennest wird nämlich nur einjährig bewohnt.
Drohnen dagegen leben nur wenige Wochen und haben ein einziges Ziel in ihrem kurzen Leben: Die Paarung mit einer Wespenkönigin. Wenig später sterben sie nämlich auch schon.
Was fressen Wespen?
Die adulten, also ausgewachsenen, Wespen ernähren sich überwiegend pflanzlich: Sie bevorzugen Blütennektar und andere Pflanzensäfte, Honigtau von Blattläusen oder auch überreifes Obst, von dem sie auch häufiger mal betrunken werden können. Um an Blütennektar zu gelangen, sind Wespen auf flache sowie flachkelchige Blüten angewiesen. Dies liegt daran, dass Wespen sehr kurze Mandibeln haben. Die sind weniger dazu geeignet, Nektar aus Blüten zu saugen als Stücke aus ihrer Beute herauszuschneiden, ihre Beute zu beißen oder auch zu kauen.
Wespen sind Räuber, die ihre Brut mit vorgekautem Fleisch füttern. Dazu jagen und töten sie entweder andere Insekten (Raupen, Mücken, Fliegen, Zecken, Bienen) oder sie bedienen sich an Aas.
Über sogenannte Chemorezeptoren können Wespen übrigens aus sehr großer Entfernung Fleisch oder Süßes wie z.B. Säfte riechen und orten. Dennoch haben es lediglich die Deutsche und die Gemeine Wespe auf unsere Speisen abgesehen.
Machen Wespen Honig?
Um es vorweg zu nehmen: Wespen produzieren keinen Honig. Weil ihnen spezielle Drüsen fehlen, die Honigbienen oder Hummeln haben, sind sie nicht in der Lage, Nektar und Pollen zu Honig zu verarbeiten.
Es gibt zwar eine Schwesterngruppe der Echten Wespen, die Masarinae oder auch Honigwespen, aber auch sie produzieren keinen Honig.
Im Unterschied zu den Echten Wespen füttern sie ihre Brut aber nicht mit Insekten, sondern mit Nektar und Pollen. Deshalb hat sich bei ihnen auch zusätzlich zu ihren Mandibeln ein Saugrüssel ausgebildet, der ausgerollt oft auch ihre Körperlänge überschreiten kann. In Deutschland lebt allerdings nur eine einzige Art der Honigwespen, die Celonites abbreviatus.
Feinde der Wespe
Zu den natürlichen Feinden der Wespe gehören Vögel wie der Neuntöter oder auch der Wespenbussard. Letzterer gräbt Nester, die sich unterirdisch befinden mit seinen Krallen aus und verfüttert die Waben samt Larven und Puppen an seine Jungen. Weiter zählen die Schwestern der Wespe, die weitaus größeren Hornissen, sowie Libellen, Gartenkreuzspinnen oder Schlupfwespen zu ihren Feinden.
Die meisten Arten der Echten Wespe sind derzeit nicht gefährdet, dennoch stehen in Deutschland einige Arten auf der Liste der bedrohten Tierarten.
Wespen sind wichtig für die Umwelt
Trotz ihres schlechten Rufes und all den Vorurteilen gegenüber Wespen, sind sie sehr wichtig für unsere Umwelt:
Wespen haben unter anderem Pflanzenschädlinge wie Käferlarven, Blattläuse oder auch Raupen auf ihrem Speiseplan. Die sind dafür bekannt, dass sie Pflanzen kahlfressen – auch die in unseren Gärten oder Nutzpflanzen auf den Feldern. Als natürliche Pflanzenschützer sind Wespen daher äußerst nützlich.
Auch Fliegen und Stechmücken werden von Wespen gefressen, was uns wiederum zugutekommt. Bis zu 2000 Gramm Insekten kann ein Wespenvolk täglich erbeuten. Auch Tierkadaver können schneller beseitigt werden, wenn Wespen in der Nähe sind, da sie auch Aas fressen. Dies macht Wespen allerdings auch zum Überträger von Keimen.
Zählen Wespen zu den Bestäubern?
In ihrer Gesamtheit gesehen zählen Wespen auf Grund ihres haarlosen Körpers und der rein tierischen Ernährung ihrer Brut nicht zu den besten Bestäubern. Allerdings leisten auch sie ihren Beitrag bei der Bestäubung. Vor allem die Masarinae-Unterfamilie, die sich und ihre Brut vegetarisch ernährt, sowie die Familie der Feigenwespen zählen zu den wichtigen Bestäubern.
Die Symbiose von Feige und Feigenwespe
Ohne Feigenwespen gäbe es im Übrigen auch keine Feigen der Echten Feige. Die beiden Arten leben in einer Symbiose, einer Beziehung, aus der beide Arten einen Vorteil ziehen:
Durch winzige Öffnungen klettern weibliche Feigenwespen in die männlichen Blüten der Bocks-Feige. Nur dort im Schutz der Feigenblüte können sie ihre Eier ablegen. Dabei verliert die Feigenwespe meist ihre Flügel und Beine, weshalb sie nicht mehr herausklettern kann und infolgedessen nach der Eiablage stirbt.
Aber keine Angst: In reifen Feigen sind keine toten Wespen enthalten. Die Feige bildet ein Enzym, welches die verstorbene Feigenwespe komplett zersetzt.
Die neu geschlüpften Feigenwespen verlassen die Feige, bevor sie reif ist. Danach suchen sie die Blüten der Echten Feige auf, weil sie dort ihre Eier ablegen wollen, was allerdings nicht funktioniert. Bei dieser Suche bestäuben sie die Blüten der Echten Feige, bis sie die männlichen Blüten der Bocks-Feige finden und dort ihre Eier ablegen können.
Sind Wespen aggressiv?
Wespen eilt der Ruf voraus, sehr aggressiv zu sein und grundlos zuzustechen. Dies liegt daran, dass uns die Deutsche und die Gemeine Wespe oft „ärgern“, wenn sie an unser Essen wollen. Schnell kommt es da zu einem Stich – aber nicht, weil Wespen aggressiv sind, sondern weil sie sich durch unser Verhalten (schnelle Bewegungen, schlagen, laut werden, anpusten) bedroht fühlen und verteidigen wollen. Bienen würden in solch einer Situation ebenfalls zustechen. Der einzige Unterschied ist, dass wir Menschen einfach häufiger auf Wespen als auf Bienen treffen.
Solltest du dich aber einmal Wespen oder gar einem ganzen Wespennest nähern, achte darauf, dich nicht schnell zu bewegen oder nach den Wespen zu schlagen, denn dadurch fühlen sich Wespen bedroht und greifen dich möglicherweise an.
Außerdem solltest du Wespen auch nicht anpusten, um sie zu verscheuchen. In deinem Atem ist nämlich Kohlendioxid (CO₂) enthalten, welches im Wespennest als Alarmsignal gilt.
Wie kann ich Wespen fernhalten?
Wespen reagieren sehr auf Gerüche: Trage daher keine intensiv riechenden Parfüms oder Cremes, denn die locken Wespen an. Es gibt aber auch Gerüche, die Wespen abstoßend finden, wie z.B. Basilikum, Lavendel, Nelken und Zitronen. Verteile daher halbierte mit Gewürznelken gespickte Zitronen auf dem Tisch und die Wespen werden fernbleiben.
Ablenkfütterungen eignen sich vor allem bei großen Gärten, da schon 5-10m zwischen Wespenfutterstelle und eigenem Essplatz sein sollten. Wenn nämlich ausreichend Platz zur Verfügung steht, Zeit investiert und am ausgewählten Futterplatz immer wieder für Nachschub gesorgt wird, ist eine Ablenkfütterung eine gute Möglichkeit, Wespen von unserem eigenen Essplatz fernzuhalten. (Achtung: Keine Wurst oder Fleischwaren auslegen, denn die verwesen und locken evtl. auch Ratten an!)
Trotzdem solltest du deine Speisen sowie Getränke immer gut abdecken, dein Trinkgefäß oder das deines Kindes kontrollieren, bevor ihr daraus trinkt und deinen Mund und deine Hände immer gut abwischen, wenn du im Freien gegessen hast.
Ein Wespennest entfernen
Wenn ihr trotz aller Fernhalte-Maßnahmen feststellen solltet, dass sich an eurem Haus oder im Garten ein Wespennest befindet, meldet es den zuständigen Behörden frühzeitig im Jahr. Denn zum Spätsommer hin werden Wespen, weil sie immer weniger Nahrung finden, aggressiver und somit auch die Beseitigung des Nestes schwieriger.
Eigenständig solltet ihr ein Wespennest aber auf gar keinen Fall entfernen! Die Entfernung eines Wespennestes ist außerdem nur dann möglich, wenn jemand im Haushalt eine Allergie gegen Insektenstiche aufweist, Kinder oder Tiere gefährdet sind.
Stechen oder beißen Wespen?
Je nach Art können Wespen beißen UND stechen.
Bei ihrer Beute kommt es darauf an, wie groß und wehrhaft diese ist: Sie kann gestochen, aber auch gebissen werden.
Da ihr Stachel die weitaus effektivere Waffe ist, werden Menschen allerdings eher gestochen. Im Gegensatz zu Bienen häufig auch mehrmals, denn ihr Stachel besitzt keine Widerhaken. Daher sterben Wespen auch nicht nach dem Zustechen und geben auch mit einem Stich nicht ihr gesamtes Gift auf einmal frei, sondern nur einen Teil. Ein Bienenstich enthält vergleichsweise 10x mehr Gift als ein Wespenstich. Zusätzlich zum Gift sondern Wespen beim Stechen ein Pheromon ab, das andere Wespen alarmiert und zum Angriff animiert. Es gilt also: Wurdest du in der Nähe eines Wespennestes gestochen, entferne dich rasch von dort.
Bewegungslose Wespen solltest du übrigens nicht berühren: Denn scheinbar tote Wespen können zustechen. Solange die Leichenstarre nach dem Tod noch nicht eingesetzt ist, kann eine Berührung Nervenreflexe auslösen und das letzte Gift aus ihrem Stachel pressen.
Was mache ich bei einem Wespenstich?
Bei einer leichten Reaktion mit einer Schwellung und Juckreiz, solltest du den Stich mit warmem Seifenwasser reinigen, desinfizieren und anschließend kühlen. Die Reinigung des Stiches ist sehr wichtig, da Wespen gerne Aas fressen und Keime übertragen können. Deshalb kann sich ein Stich auch entzünden! Das Kühlen kann helfen, die Schwellung zu reduzieren. Wenn der Stich zusätzlich weh tut, kann es helfen, ein Schmerzmittel zu nehmen oder eine antiseptische Creme aufzutragen, die die Keime abtötet.
Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion (Schwellungen im Halsbereich, Atemnot, Erstickungsgefahr, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen oder auch Übelkeit), solltest du SOFORT einen Arzt aufsuchen. Dabei solltest du wissen, dass Allergien auch erst im Laufe des Lebens auftreten können.
Wissenschaftlicher Name | Vespinae |
Klasse | Insekten |
Ordnung | Hautflügler |
Unterordnung | Taillenwespen |
Familie | Faltenwespen (Vespidae) |
Unterfamilie | Echte Wespen (Vespinae) |
Gattungen | Kurzkopfwespen (Vespula), Langkopfwespen (Dolichovespula), Hornissen (Vespa) |
Arten | Gemeine Wespe, Deutsche Wespe, Hornisse, Mittlere Wespe, Waldkuckuckswespe et. al. |
Verbreitungsgebiet | Europa, Asien, Nord- und Südamerika, Australien |
Lebensraum | gemäßigtes + subtropisches Klima |
Größe | Deutsche Wespe: 12-20mm, Gemeine Wespe: 11-23mm |
Lebensdauer | 12-22 Tage (Arbeiterinnen) wenige Wochen (Drohnen) ca. 1 Jahr (Königinnen) |
Geschwindigkeit | ca. 30 km/h |
Merkmale | gelb-schwarz gestreift, Schwarze Flecken auf der „Stirn“, Stachel |
Ernährung | Blütennektar, Pflanzensäfte, Honigtau, überreifes Obst, Insekten (Raupen, Mücken, Fliegen, Zecken, Bienen), Aas |
Feinde | Neuntöter, Wespenbussard, Hornissen, Libellen, Gartenkreuzspinnen, Schlupfwespen, Pestizide |