Gavial – der Fischfänger unter den Krokodilen

Ein Gavial ist ein Reptil aus der Familie der Krokodile. Er ist daher mit den heute noch lebenden Vögeln und mit den längst ausgestorbenen Dinosauriern und Flugsauriern verwandt. Der Gangesgavial (Gavialis gangeticus) war bis vor Kurzem die einzige noch lebende Art aus der Familie der Gaviale – einer der drei Krokodilfamilien neben den Echten Krokodilen und Alligatoren. Forschungen am Erbgut (DNS) zeigten aber, dass der Sunda-Gavial (Tomistoma schlegelii), der bisher zur Familie der Echten Krokodile gezählt wurde, wohl doch näher mit dem Gangesgavial als mit den Echten Krokodilen wie dem Leistenkrokodil verwandt zu sein scheint als bisher angenommen. Deshalb gelten heute sowohl der Gangesgavial als auch der Sunda-Gavial als einzige noch lebende Vertreter zur Familie der Gaviale. Ihr größter bekannter Vorfahre war der Rhamphosuchus mit 10-12m Länge. Man geht übrigens durch Fossilfunde des Sunda-Gavials in Afrika, Nordamerika, Asien und Europa davon aus, dass er sich einst über das Meer, also über Salzwasser, auf der Welt verbreiten konnte.

gavial schnauze, sunda-gavial
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gavial, Gangesgavial
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Wie sieht ein Gavial aus?

Je nach Art sind Gaviale hell olivgrün bis hellbraun (Gangesgavial) oder hell- bis dunkelbraun (Sunda-Gavial). Alle haben, sowohl die Jungtiere als auch die Ausgewachsenen, dunkle Flecken. Sie können zwischen 3-5m lang werden und wiegen bis zu 250kg. Sie sind, anders als ihre Verwandten die Echten Krokodile und Alligatoren, noch deutlicher an ein Leben im Wasser und als Fischjäger angepasst. Dies zeigt sich z.B. an den sehr schwachen Beinen, durch die ihnen das Laufen an Land schwerfällt. Schwimmen dagegen können sie sehr gut, da sie sehr große Schwimmhäute an den Hinterbeinen haben. Dazu kommt noch ein hoher, kräftiger und seitlich abgeflachter Schwanz, den sie zum Rudern im Wasser benutzen. An Land kommen sie daher nur, wenn es sein muss, wie z.B. zum Sonnenbaden oder zu Nestbau und Eiablage.

Wie sieht die Schnauze eines Gavials aus?

Sowohl der Gangesgavial als auch der Sunda-Gavial haben beide eine sehr langgezogene und schmale Schnauze. Bei den Männchen des Gangesgavials ist diese vorne stark verdickt und knubbelig. Sie sind daher die einzigen Krokodile, denen man äußerlich einen Unterschied zwischen Männchen und Weibchen ansieht. Die Verdickung sorgt dafür, dass sie unterschiedliche Zischlaute von sich geben können, die auch zur Balz genutzt werden. Ihr Maul enthält viele schmale, spitze und in etwa gleichgroße Zähne, beim Gangesgavial sogar 106-110 Stück. Sie stehen ein wenig nach außen ab und greifen beim Schließen des Mauls ineinander und bleiben alle von außen sichtbar. Dies erinnert an eine Fischreuse, weshalb man dieses Gebiss auch Reusengebiss nennt.

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Wie jagt ein Gavial und was frisst er?

Da ihr Gebiss äußerst gut für die Fischjagd geeignet ist, fressen Gaviale überwiegend Fische. Sie sind also in ihrer Beute viel stärker auf eine spezielle Beute-Art festgelegt als andere Krokodile. Neben Fischen verschmähen sie aber auch kleine Amphibien, Wasservögel oder kleinere Säugetiere nicht. Sie zählen, wie die anderen Krokodilarten auch, zu den Lauerjägern. Sie warten oft stundenlang, bis sich ihre Beute, z.B. ein Fisch, in Reichweite befindet. Dann schnappen sie blitzschnell zu. Weil sie ihre Beute im Ganzen verschlingen, schlucken sie hin und wieder Steine, die dann ihre Nahrung im Magen zerteilen.

Wo lebt der Gavial?

Der Gangesgavial lebt heute überwiegend in Flüssen Nepals und im Norden Indiens. Er bevorzugt eher schnellfließende und tiefe Flüsse als Lebensraum als stehende Gewässer wie Seen oder Sümpfe. Dagegen bewohnt der Sunda-Gavial den Süden der malaiischen Halbinsel und die Inseln Sumatra, Borneo und den Westen Javas. Dort lebt er zurückgezogen und scheu in den Süßwassergewässern der Torf-Sumpfwälder.

Wann pflanzt sich ein Gavial fort?

Sunda-Gaviale sind die Krokodile, die am längsten auf ihre Geschlechtsreife warten müssen, nämlich rund 20 Jahre. Gangesgaviale sind dagegen wesentlich früher geschlechtsreif: Die Weibchen mit 8-10 Jahren, die Männchen mit ca. 15 Jahren. Ihre Geschlechtsreife kann man den Männchen der Gangesgaviale sogar ansehen, denn in der Zeit, in der sie ihre Geschlechtsreife erlangen, wächst auch die Verdickung an ihrer Schnauze. Gaviale leben in Kleingruppen bestehend aus einem Männchen und mehreren Weibchen. Das Männchen verteidigt sein Revier und paart sich mit den Weibchen. Mit dem Nestbau oder dessen Verteidigung hat es allerdings nichts zu tun. Das erledigen die Weibchen beider Arten. Sie kommen nach der Paarung Ende März bis Mitte April an Land und bauen ihre Nester, in die sie ihre Eier abgelegen.

Wie viele Eier legt ein Gavial?

Die Weibchen des Gangesgavials bevorzugen die kahlen Sandbänke für ihre Nester, graben dort eine Mulde, legen dort 20-70 Eier ab und vergraben diese wieder mit Sand und Erde. Nach ca. 80-95 Tagen, je nach Temperatur, schlüpfen die Jungen und ihre Mutter begleitet sie ins Wasser, wo sie sie noch rund 4-5 Wochen beschützt. Die Weibchen der Sunda-Gaviale dagegen bauen am Fuße von Urwaldbäumen Hügelnester aus Pflanzenmaterial, das die Eier beim Vermodern warmhält. Ihre Eier sind übrigens mit 10 cm Größe die größten unter den Krokodilen. Nach ca. 90 Tagen schlüpfen die Jungen der Sunda-Gaviale bei einer Bruttemperatur von ungefähr 31 Grad. Diese müssen übrigens komplett ohne den Schutz ihrer Mutter auskommen, weshalb die Jungen-Sterblichkeit der Sunda-Gaviale sehr hoch ist. Je nach Bruttemperatur schlüpfen auch bei den Gavialen unterschiedliche Geschlechter. Über 30 Grad eher Männchen, darunter eher Weibchen.

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Wie viele Gaviale gibt es noch?

Beide Gavial-Arten gelten als stark bedroht, der Sunda-Gavial sogar als vom Aussterben bedroht. Ihr Feind ist, wie auch bei den anderen Krokodil-Arten, der Mensch. Er jagt sie wegen ihrer Haut, zerstört ihre Lebensräume, indem er Moore trockenlegt, die Wälder abholzt oder die Gelege des Gangesgavials plündert, weil die Eier als Delikatessen gelten. Auch weil sie als Konkurrent beim Fischfang gesehen werden, werden die Tiere vom Menschen getötet. Zudem nimmt die Überfischung der Gewässer ihnen ihre Nahrungsgrundlage – die Fische selbst. Gab es 1940 noch ca. 5.000-10.000 freilebende Gangesgaviale, so sind es mittlerweile nur noch rund 1600. Der Bestand sank zwischenzeitlich auf sogar nur noch ca. 200 Tiere. Von den Sunda-Gavialen gab es laut Angaben der IUCN 2009 nur noch bis zu 2500 geschlechtsreife Tiere mit sinkender Tendenz.

KlasseReptilien
OrdnungKrokodile (Crocodylia)
FamilieGavialidae
VerbreitungsgebietNepal, Norden Indiens (Gangesgavial) Malaaiische Halbinsel, Borneo, Sumatra, Java (Sunda-Gavial)
LebensraumSüßwassergewässer
Größe                                   3-5m
Gewicht160-250kg
Lebensdauer40-60Jahre
Merkmalelanggezogene Schnauze, Reusengebiss, Fischjäger
ErnährungÜberwiegend Fische
Gelegegröße20-70 Eier
Brutdauer80-95
FeindeMenschen