Winterschlaf, Winterruhe, Winterstarre – wo ist der Unterschied?
Winterschlaf, Winterruhe, Winterstarre oder vielleicht doch Sommeruhe? – Vermutlich hast du all diese Begriffe schon einmal gehört und doch nicht recht verstanden, worin der Unterschied liegt. Damit sich das nun ändert, erhältst du hier nun Antworten!
Bevor wir uns aber anschauen, was für Strategien unterschiedliche Tierarten entwickelt haben, um zu überwintern, wollen wir uns zunächst anschauen, warum Tiere überhaupt überwintern müssen.
Die entscheidenden Gründe, warum Tiere überwintern müssen sind zum einen die sinkenden Temperaturen im Winter. Zum anderen gibt es im Winter nicht ausreichend Nahrung, um satt zu werden. Damit die Tiere daher nicht verhungern, überwintern sie.
Gleichwarm oder wechselwarm?
Zuerst einmal solltest du wissen, dass es einen Unterschied zwischen gleichwarmen (homoiotherm) und wechselwarmen (ektotherm) Tieren gibt.
Homoiotherm oder gleichwarm bedeutet, dass ein Tier seine Körpertemperatur selbst hochhalten kann. Dies kann es, weil es regelmäßig Nahrung zu sich nimmt und der Körper auf diese Weise Energie bekommt. Säugetiere und Vögel wie z.B. Hunde, Katzen, Siebenschläfer oder Igel, aber auch wir Menschen können so ihre Körpertemperatur hochhalten.
Poikilotherm, ektotherm oder auch wechselwarm bedeutet, dass ein Tier seine Körpertemperatur nicht selbst aufrechterhalten kann, indem es Nahrung zu sich nimmt. Dazu gehören Reptilien, Amphibien und Insekten wie z.B. Krokodile, Alligatoren oder Wespen und Hummeln. Diese Tiere sind abhängig von der Außentemperatur. Sinkt die, sinkt auch die Körpertemperatur dieser Tiere.
Um also nicht einfach zu erfrieren, hat sich die Natur unterschiedliche Strategien für einzelne Tiere “ausgedacht“.
Überwinterungsstrategien der Tiere
Von vielen Vogelarten sind wir es gewohnt, dass sie in den Süden fliegen. Damit umgehen sie die für sie zu kalten und frostigen Temperaturen, müssen dafür aber auch häufig mehrere Tausend Kilometer weit fliegen z.B. von Nordeuropa bis nach Afrika. Dort finden sie dann auch wieder ausreichend Nahrung.
Die allermeisten Tiere ohne Flügel können aber keine mehrere tausend Kilometer Strecke auf sich nehmen, um zu überwintern. Eine Ausnahme bildet eine nordamerikanische Karibu-Art (naher Verwandter des Rentiers), die rund 5000km jährlich wandert.
Tiere ohne Flügel bedienen sich deshalb anderer Strategien:
Viele Tiere bekommen im Winter ein extrem dickes Fell, fressen sich ein Fettpolster an und/oder sammeln vorher ausreichend Nahrung, um im Winter genügend Futter zu haben (z.B. Bienen). Dann suchen sie sich eine Höhle, Nische oder einen anderen trockenen und sicheren Unterschlupf, um dort ihren Winterschlaf, ihre Winterruhe oder Winterstarre zu halten – und worin die sich unterscheiden, erfährst du jetzt:
Der Winterschlaf
Die wohl bekannteste Überwinterungsstrategie vieler gleichwarmer Tiere ist der sogenannte Winterschlaf.
Dabei “verschlafen“ Tiere (z.B. Igel, Murmeltier oder Fledermaus) den Winter an einem geschützten und gut isolierten Platz (Nest, Höhle), um Energie zu sparen.
In dieser Zeit wachen die Tiere nur sehr selten auf, um sich zu entleeren, denn Aufwachen kostet Energie, zu häufiges Aufwachen kann sogar lebensgefährlich werden. Gefressen wird während des Winterschlafs nicht. Dafür haben sich die Tiere vor dem Winter im Optimalfall ein Fettpolster angefressen.
Um Energie zu sparen, werden während des Winterschlafs die Körpertemperatur sowie die Atmung und der Herzschlag stark gesenkt.
Winterschläfer
Wie du nun schon weißt, fahren die Tiere für den Winterschlaf ihre Körperfunktionen so stark hinunter, dass sie dem Tod näher als dem Leben sind. Schauen wir uns ein paar Winterschläfer einmal genauer an:
Ein Igel hat normalerweise eine Körpertemperatur von ca. 36 Grad Celsius, sein Herz schlägt rund 200 Mal die Minute und er atmet ungefähr 40-50Mal pro Minute. Während des Winterschlafs sinkt seine Körpertemperatur auf ungefähr 1-8 Grad Celsius, sein Herzschlag reduziert sich auf rund 5 Schläge in der Minute und seine Atmung auf ein- bis zweimal die Minute.
Ein Murmeltier ist ein richtiger Langschläfer, bis zu 6 Monate verbringen sie im Winterschlaf in ihren unterirdischen Bauten bei muckeligen 5-10 Grad Celsius. Sie halten übrigens im Gegensatz zu Igeln sozialen Winterschlaf: In einem Bau können bis zu 20 Murmeltiere miteinander kuscheln, um Energie zu sparen. Dies ist für die Jungtiere, die sich kein ausreichendes Fettpolster anfressen konnten, überlebenswichtig.
Die Winterruhe
Wie auch schon beim Winterschlaf sind es gleichwarme Tiere, die sich in die Winterruhe begeben. Auch diese Tiere, z.B. Dachs, Braunbär oder Waschbär, senken dabei ihre nur die Körperfunktionen Atmung und Herzschlag. Ihre Körpertemperatur wird NICHT gesenkt.
Winterruher ruhen nämlich nicht so tief wie Winterschläfer, weshalb sie auch häufiger aufwachen. Dies ist wichtig, weil sie einerseits bei Gefahr schnell aufwachen müssen (z.B. Grizzlys). Andererseits, weil sie hin und wieder trotz ihres angefressenen Fettpolsters auch etwas fressen. Eichhörnchen fressen während der Winterruhe z.B. von ihren vorher vergrabenen Nüssen und Eicheln, allerdings von der Menge her nur rund 1/3 von dem, was sie normalerweise fressen.
Die Dauer der Winterruhe richtet sich immer auch danach, wie lange es kalt ist und wie wenig oder wie viel Nahrung die Tiere finden: Je länger es kalt und je weniger Nahrung vorhanden ist, desto länger ruhen die Tiere auch.
Die Winterstarre
Die Winterstarre wird auch Kältestarre genannt. Dabei fällt die Körpertemperatur eines Tieres einfach zusammen mit der Außentemperatur, wodurch der Körper erstarrt. Auch die Atmung und der Herzschlag sinken stark, die Augen sind während der Kältestarre geöffnet.
Die Winterstarre betrifft nur wechselwarme Tiere wie Amphibien, Reptilien, Fische, Wirbellose oder Insekten (Frosch, Schnecke, Schildkröte, Alligator, Hummel, Wespe), die ihre Körpertemperatur nicht hochhalten können.
Wenn ihr Körper erstarrt, können sich die Tiere nicht mehr bewegen oder fressen. Dafür verbrauchen sie nur sehr wenig Energie.
Zum Schutz vor Frost vergraben sich die Tiere vor ihrer Kältestarre häufig im Boden. Dennoch können Tiere in ihrer Winterstarre auch Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes überleben. Sie haben nämlich eine Art Frostschutzmittel in ihrem Körper, das Flüssigkeiten (z.B. Blut) daran hindert, einzufrieren.
Tiere in Winterstarre können diese nicht einfach so beenden. Sie wachen erst auf, wenn es draußen wieder wärmer wird und sie sozusagen auftauen.
Die Sommerruhe
Auch bei sehr großer Hitze und Trockenheit nutzen einige Tiere den Trick, zum Schutz alles zu verschlafen. Sie begeben sich dann in Sommerruhe (auch Sommerschlaf genannt).
Überwiegend handelt es sich bei den Sommerschläfern um Reptilien wie Schlangen, Schildkröten oder Echsen. Sie graben sich bei anhaltender Hitze im Sand oder der kühlen Erde ein oder verkriechen sich in Höhlen oder Felsspalten. Gehäuseschnecken wie z.B. die Weinbergschnecke verschließen ihr Schneckenhaus mit einer dünnen Kalkschicht, um nicht auszutrocknen.
Ihre Körpertemperatur können sie als wechselwarme Tiere dabei nicht absenken. Allerdings sind sie in der Lage, ihren Stoffwechsel soweit herunterzufahren, dass sie während der Sommerruhe nicht abnehmen, obwohl sie keine Nahrung zu sich nehmen.
Aber auch einige Säugetiere in Trockengebieten wie z.B. Erdhörnchen oder Rennmäuse begeben sich in die Sommerruhe.
Wie lange die Sommerruhe dauert, hängt von der Außentemperatur ab. Bei anhaltender Hitze kann ein Tier auch mal 2-3 Monate verschlafen.